Kranke Kinder sind selten gut gelaunt und aufgeschlossen gegenüber ungewohnten Situationen. Ausgerechnet jetzt, wo es dem Kind so schlecht geht, soll es Dinge an seinen Körper heranlassen, die ihm fremd erscheinen, und Mittel schlucken, die ganz anders schmecken als die vertrauten Lieblingsspeisen.
Die Ernährungsvorlieben vieler Kinder zeichnen sich gerade dadurch aus, Neues zu verweigern. Angeboren ist dem Menschen auch generell die Skepsis vor Bitterstoffen, weil „bitter“ entwicklungsgeschichtlich stets auf potenziell ungünstige Nahrungsmittel hingewiesen hat – viele verdorbene oder gar giftige Früchte sind bitter. Konsequenter Weise haben bittere Pillen und Arzneisäfte bei Kindern wenig Chancen.
Auch Zäpfchen, Augen- oder Ohrentropfen und Nasensprays rufen bei Kindern häufig eine Abwehrreaktion hervor. So mancher kleine Patient wehrt sich mit Ausspucken, Schreien, Strampeln und höchster Verzweiflung gegen die Arznei. Benötigt das Kind jedoch eine medikamentöse Therapie, so schmilzt der Verhandlungsspielraum dahin und jede Lösung, die dazu beiträgt, dem kranken Kind die Arznei stressfrei angedeihen zu lassen, ist willkommen.

So gelingt die Prozedur!

Wollen Sie Ihrem Kind ein Medikament verabreichen, so tun Sie das am besten mit Ruhe und Entschlossenheit. Eine kurze Erklärung reicht: „Ich gebe dir jetzt diesen Hustensaft. Du schluckst den Saft und dann wird es dir bald besser gehen.“

Flüssige Arzneimittel

Als hilfreich hat sich bei der Verabreichung von Antibiotikasäften, Hustensäften und anderen flüssigen Arzneimitteln die Verwendung von Einwegspritzen (erhältlich in der Apotheke, ohne Nadel) erwiesen. Einerseits kann man damit die benötigte Menge exakt aufziehen, andererseits erleichtert die Spritze den „Transfer“ des Arzneimittels in den Mund des Kindes.
Das Kind sollte bei der Einnahme sitzen oder stehen, Babys und Kleinkinder nimmt man auf den Schoß. Setzen Sie die Spritze im Mundwinkel des Kindes an und spritzen Sie die Medizin langsam und mit Pausen seitlich in die Nähe der Backe, wo sich wenige Geschmackspapillen befinden und die Speicheldrüsen angeregt werden, wodurch das Schlucken leichter fällt.

Augentropfen

Am besten klappt das Einträufeln von Augentropfen, wenn das Kind liegt. Bitten Sie den kleinen Patienten, die Augen zu schließen. Lassen Sie einen Tropfen des Medikaments in den Augeninnenwinkel fallen und ziehen Sie dann das Unterlid des Auges hinunter. Dadurch verteilt sich das Präparat von selbst im Augenraum.

Ohrentropfen

Niemals sollten kalte Tropfen ins Ohr geträufelt werden! Bringen Sie das Fläschchen vor der Verwendung auf Körpertemperatur, indem Sie es in warmes Wasser legen oder am eigenen Körper erwärmen. Setzen Sie sich bequem hin – am besten auf eine Couch oder das Bett – und bitten Sie das Kind, seinen Kopf seitlich auf Ihren Schoß zu legen. Dann träufeln Sie die Ohrentropfen behutsam in den Gehörgang. Das Kind soll danach noch eine Weile in der gleichen Position liegen bleiben, bis die Tropfen zur Gänze eingesickert sind. Man kann danach ein wenig Watte oder Mull auf das Ohr auflegen und mit einem Tuch fixieren. Von einem kompakten Pfropf im Gehörgang ist abzuraten, weil dadurch die Besiedelung mit Krankheitserregern begünstigt wird.

Schnupfentropfen und Nasenspray

Eine verstopfte Nase kann Kind und Eltern zur Verzweiflung bringen! Linderung versprechen Nasentropfen oder -sprays aus der Apotheke. Beide Arzneiformen können im Sitzen oder Stehen verabreicht werden. Bei der Verwendung von Tropfen muss der Kopf weit in den Nacken gelegt werden, damit sich die Flüssigkeit gut verteilen kann.
Einfacher ist die Anwendung von Nasenspray: Der Kopf braucht nicht in den Nacken gelegt werden, ein Sprühstoß pro Nasenloch reicht. Der feine Sprühnebel verteilt sich im Nasenraum und gelangt bis in die Nebenhöhlen.

Zäpfchen

Medikamente, die als Zäpfchen verabreicht werden, haben den Vorteil, dass sie nicht mit Widerwillen geschluckt werden müssen und auch nicht der Gefahr des Ausspuckens oder Erbrechens ausgesetzt sind. Außerdem steht bei rektaler Anwendung eine größere Menge des Wirkstoffs zur Verfügung, weil die Leber umgangen wird, wo Arzneistoffe bereits teilweise abgebaut werden, bevor sie wirken können.
Legen Sie das Kind zur Verabreichung des Zäpfchens auf den Rücken. Die Beine sind leicht angewinkelt. Das Einführen des Zäpfchens gelingt einfacher, wenn man dieses kurz erwärmt und mit Vaseline bestreicht.

Tabletten, Kapseln, Dragees

Meistens werden Kindern Säfte oder Zäpfchen verordnet bzw. empfohlen. In seltenen Fällen kann es aber erforderlich sein, dass ein Medikament in fester Form geschluckt werden muss. Erkundigen Sie sich bei uns in der Apotheke, ob Tabletten im Mörser fein zerrieben oder der Inhalt aus der Kapselhülle entnommen und z.B. in etwas Wasser aufgelöst werden kann.
Achtung: Manipulieren Sie feste Arzneiformen nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Apotheker. Manche Pillen sind mit einer Hülle überzogen, die den Wirkstoff vor der Magensäure schützt oder die verhindert, dass die Arznei bitter schmeckt.
Feste Arzneien sollten immer in aufrechter Position eingenommen werden. Tut sich Ihr Kind beim Schlucken des Arzneimittels schwer, so versuchen Sie es mit folgendem Ablauf: Tablette auf die Zunge legen. Mit den Lippen den Flaschenhals einer Wasserflasche umschließen und einen kräftigen Schluck nehmen. Dabei wird die Tablette einfach mit der Flüssigkeit hinuntergespült.

Weitere hilfreiche Tipps

  • Für Babys gibt es Medizinschnuller, in die flüssige Arzneimittel eingefüllt werden können.
  • Geübte Eltern verabreichen ihren Kindern Augen- und Ohrentropfen im Schlaf. Eine Stirnlampe kann dabei gute Dienste leisten.
  • Achtung! Wenn Sie Tropfen einträufeln, sollten Augen, Ohren oder Nase niemals mit der Dosierspitze berührt werden – es könnte ansonsten zu Verunreinigungen und Infektionen kommen.
  • Bei Arzneimitteln, die geschluckt werden müssen, sollte immer ausreichend Wasser nachgetrunken werden. Geben Sie Ihrem Kind auch vor der Einnahme einen Schluck Wasser zu trinken, so ist der Mund bereits befeuchtet.
  • Lassen Sie Ihr Kind mit der Puppe oder dem Teddybär die Arzneimitteleinnahme üben. Leere Arzneimittelfläschchen (nur solche aus Plastik verwenden, keine Glasverpackungen!) und „Pillen“ aus Kuchendekor aus Zucker können dazu verwendet werden.
    Dabei aber immer Wert auf die Botschaft legen, dass „echte“ Arzneien Heilmittel und keine Lebensmittel sind. Achten Sie darauf, dass Medikamente im Haushalt nicht frei zugänglich herumliegen (auch nicht bei den Großeltern und anderen Bezugspersonen) und dass Ihr Kind niemals Tabletten mit Bonbons und Arzneisäfte mit Getränken verwechseln kann.

 Informieren Sie sich in unserer Apotheke!

Bestimmte Arzneimittel dürfen nicht gemeinsam mit Milch und Milchprodukten oder bestimmten Fruchtsäften eingenommen werden. Unsere Apotheker beraten Sie gerne, mit welchen Nahrungsmitteln oder Getränken Arzneimittel bei Bedarf kombiniert werden können, um den Kindern die Einnahme zu „versüßen“. Verweigert Ihr Kind eine Verabreichungsform (z. B. das Schlucken von Tabletten) komplett, so können Sie möglicherweise auf alternative Medikamente zurückgreifen. Unsere Apotheker wissen, ob derselbe Wirkstoff auch als Saft, Sirup oder Zäpfchen erhältlich ist. Viele Medikamente können in der bevorzugten Form (z.B. als Zäpfchen) auch direkt in unserer Apotheke hergestellt werden. Diese maßgeschneiderte „Anfertigung“ nennt man magistrale Zubereitung.